Schuldig mußt Du Dich wirklich nicht fühlen. Du hast alles für Peri getan, und das obwohl sie ja ein Zufallsprodukt war, das völlig ungeplant in Dein Leben kam. Und sie hat es Dir beileibe nicht leicht gemacht. Viele Menschen hätten sicherlich schon viel früher ein Ende gemacht. Es ist immer schwer, diese endgültige Entscheidung zu treffen, aber es ist mit Sicherheit kein Fehler, wenn Du es jetzt machst.
Damals als Lanas Mutter Vanessa 26 Jahre war, mußte ich mich auch mit dem Gedanken beschäftigen. Sie war durchaus noch reitbar (natürlich in Maßen) und lief auch relativ gut. Sie baute nur immer mehr ab, und selbst auf der fetten Wiese nahm sie nach dem Winter nicht mehr zu - Zähne waren noch in Ordnung. Da stellte ich mir auch die Frage, ob ich dieses Leben irgendwann beenden soll/darf/muss? Nur weil sie immer dünner wurde? Aber würde ich irgendwann zugucken müssen, wie das Pferd quasi verhungert?
Ich hatte dann das "Glück", daß sie eines Tages mit 27 Jahren mit einem offenen Trümmerbruch des Hinterbeins auf der Wiese stand. Da war die Entscheidung völlig klar. Und obwohl der Tag damals schrecklich war, hat mir das viele Gedanken und Sorgen erspart. Ich mußte den Zeitpunkt nicht bestimmen.
Ach Mensch, Britta... das ist einfach ein sehr, sehr schwieriges Thema. Und ich denke da auch regelmäpig drüber nach, weil mein Großer ja nun auch schon 26 Jahre alt wird. Ist ja nun nicht so üblich, das Warmblüter so lange weitestgehend fit durch die Gegend laufen.
Die letzte Entscheidung wird Dir am Ende keiner Abnehmen können. Und ja, ich finde das auch unsagbar schwer, und denke immer mit schaudern daran, das diese Entscheidung mich und meinen Großen auch irgendwann treffen wird.
Fühl Dich mal gedrückt. Ich wünsche Dir ganz viel Stärke, mit er Du Peri angucken kannst, und erkennen kannst, ob es nun so weit ist,...
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Conny, ich habe gestern abend noch lange bei Peri an der Box gestanden und ihr beim Heumümmeln zugeschaut. Sie versucht immer wieder, das eine Bein vorne zu entlasten, selbst auf dem weichen Stroh, aber ansonsten ist sie so wie immer, munter, zufrieden, fröhlich. Dann denke ich wieder, wir warten noch. Wenn sie abends nur unter Mühen in den Stall geht, denke ich selber, es geht nicht mehr und es wird ja auch einfach nicht mehr besser.
In den letzten Jahren war es mir mit den beiden Pferden zeitlich und finanziell oft auch zu viel. Ich habe mir manches Mal gewünscht "Ach, hätte ich doch nur ein Pferd!" Vielleicht kommen daher meine Schuldgefühle.
Ich habe dem Schmied vorhin abgesagt. Nachher werde ich den Tierarzt anrufen und mich mit ihm besprechen.
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Hach Britta. Mir bricht es das Herz deine Zeilen zu lesen und doch gehört es leider zu unserem Leben dazu miese Entscheidungen treffen zu müssen. Ich wüsste auch nicht wie ich an deiner Stelle handeln würde, wirklich nicht :-(
Ich wünsche dir, dass dich das Gespräch mit dem Ta wenigstens ein bisschen weiterbringt.
Aber Schuldgefühle, die brauchst du wirklich nicht haben. Du tust alles was in deiner Macht steht!
Liebe Britta, eigentlich ist alles gesagt und geschrieben.... Und vermutlich bin ich ein wenig spät mit meinen Gedanken dazu.
Erst einmal - Peri ist dein Pferd, ihr Leben liegt alleine in deiner Hand und du bist diejenige, die die schwere Entscheidung treffen muss - jeden Tag wieder neu treffen muss - ob sie ihr Leben so wie es jetzt ist weiter leben WILL oder ob sie sich ein Ende wünscht.
Keiner von uns kann das von außen beurteilen. Es gab einen Fall, da war es von außen zu beurteilen - meine Verwandte hatte eine Stute (das war die, an die die sich daran erinnern, die von Bronco gedeckt werden sollte und die davon eine Verletzung bekam die dann letztlich (und imho viel zu spät) zu ihrem Ableben führte). Diese Stute war ein reheanfälliges Mädchen, ich bin sicher, sie hatte schon den einen oder anderen "unbemerkten" Schub - die Spanier sind da teilweise echt leidensfähig) und wurde dann verletzt, das eiterte übelst, kam in die Klinik unter Medikament und kam komplett lahm daraus zurück. Diese Stute LAG ein halbes Jahr, rappelte sich dann auf und wurde auf dem Paddock mit anderen laufen gelassen (weil es ja ENDLICH aufwärts ging - das Video davon hat mir das Herz gebrochen). ich habe meiner Cousine gesagt, sie soll die SOFORT erlösen, den nächsten Jäger, Metzger oder die Axt holen - und ich meinte das so. Ich nehme ihr heute noch krumm, dass sie - und das sagte sie mir selber - sich von ihr nicht trennen wollte und sie NOCH drei Monate hat leiden lassen bevor sie endlich gehen durfte. Auch wenn ich das verstehen kann war das der Moment, wo ich mir sagte - ich werde wenn ich jemals ein Pferd habe - diesen Entscheid nicht hinauszögern - und ich glaube, dass ich bei Bronco (da war die Entscheidung aber leichter weil das ja sehr akut war) sogar noch einen Ticken zu lange gewartet habe obwohl es für mich rasend schnell ging.
Ich sage nicht, erlöse sie, ich sage auch nicht, gib ihr den Sommer - ich kann nur sagen, höre auf das, was sie dir sagt. Und ja, vielleicht auch - geh in dich und denke darüber nach warum du sie hier hältst - oder eben gehen lässt.
Ich könnte mir denken - und ich glaube du bist so sensibel - dass du ein schlechtes Gewissen hast sie gehen zu lassen, weil es ein "feiner" Ausweg aus der Stallmisere wäre. Und sich darum wie ein Verrat anfühlt? Ich glaube nicht, dass du deine Schuldgefühle davon beeinflussen lassen solltest. Völlig unabhängig davon, wie die Zukunft von Joya aussehen wird, weiß ich - und du weißt das auch - dass du FÜR Peri entscheiden wirst.
*drückdich*
PS - Mist, ich würde gerne viel besser ausdrücken können, was ich sagen will - ich hoffe, es ist dennoch verständlich
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
Ich habe vorhin mit dem Tierarzt telefoniert. Er kommt am Dienstag um 10:30 Uhr. Er hat mir keine Hoffnung gemacht, dass Peri sich noch mal erholt oder der Zustand sich noch mal bessert. Seiner Erfahrung nach ist dieser Prozess, der da ja schon so lange und immer wieder gärt, irgendwann irreversibel.
Ich habe ihn gefragt, wie es sein kann, dass sie dabei so munter und fröhlich ist, gut frisst und überhaupt eigentlich so ist wie immer. Nicht, dass ich mir wünschen würde, dass es ihr elend geht oder sie mehr leidet. Aber ich kann sie kaum ansehen und Gedanken über's Einschläfern haben, wenn sie mir so keck wie eh und je entgegenblickt. Er meinte sinngemäß, der Kopf ist ja nicht krank, sie ist im Kopf so klar wie immer, nur ihre Füße tun ihr halt weh. Das ist ihr sicherlich mindestens lästig, aber damit arrangiert sie sich eben, und ihrer Stimmung tut das grundsätzlich erst mal keinen Abbruch.
Nun ja, jetzt haben wir ja erst mal nur telefoniert. Er hat sie nicht gesehen. Sie steht ja nicht da wie ein Rehepferd im übelsten Akutzustand. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Dann hätte ich ja auch nicht so lange gewartet. Er kommt also am Dienstag und dann sehen wir weiter. Sollte sich die Situation bis dahin akut verschlechtern, kommt er natürlich sofort. Aber dann gäbe es auch nix zu überlegen.
Die Entscheidung musst du mit deinem Herzen treffen. Wir können nur von Erfahrungen berichten. Ich habe mir geschworen, nie mehr ein Tier leiden zu lassen. Bei unserem ersten Frettchen, dass gestorben ist, haben wir auch viel zu lange gekämpft. Dieses Leid wollte ich nie wieder sehen. Bei meinem Hengst habe ich auch lange die Augen zugedrückt, aber nur in Abstimmung mit den TA, die mir zurieten, ihm noch den Sommer zu geben, auch wenn er schon sehr abgemagert war. Als dann der Winter kam und er noch eine Geschwulst am Schlauch bekam, war der Zeitpunkt gekommen. Bucanero sah auch nicht wirklich leidend aus. Als wir an der Klinik aus dem Hänger gestiegen sind, plusterte er sich noch mal richtig auf und liess den Hengst raushängen. Es hat mir das Herz gebrochen. Aber als dann klar war: er fühlt nichts mehr, der Krebs hat zu sehr gestreut, war die Entscheidung getroffen. TROTZDEM er einen munteren Eindruck machte. Bei Pferden musst du immer bedenken, dass sie lieber etwas vorgaukeln, als Schwäche zu zeigen, da sie sonst das Opfer für den Löwen sind. Ein Pferd wird also nie dauerhaft so leiden, wie vielleicht ein Raubtier. Sobald es nur irgendwie geht, wird es einem Vorgaukeln, dass alles gut ist. Wenn ein Pferd so weit ist, dass es gar keine guten Momente mehr hat, ist es eigentlich schon zu spät. Sprich mit deinem TA: wenn gar keine Aussicht auf Besserung mehr besteht, musst du dich auch fragen, warum sie weiter leiden soll.
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Ich kann dich so gut verstehen und das was du beschreibst erlebe ich ja Tag täglich mit Dumbo. Er humpelt auch vor sich hin und niemand kann mir sagen ob und welche Form von Schmerzen er hat. Gestern ist er im Jagdgalopp über die Wiese gehöppelt und hat sich des Lebens gefreut, er ist noch kugelrund und macht nur Blödsinn. Mein Ta meint immer, solang diese positiven Momente noch zu Hauf da sind und sie einen Kecken Eindruck machen, das Fell glänzt und sie nicht abgemagert sind, dann haben sie auch noch ein Recht zu leben.
Ich versuch das nun mal auf uns zu proezieren. Wenn wir irgendwann zb älter werden und hier und da Zipperlein haben, dann leben wir damit auch weiter. Bestes Beispiel mein Papa. Er hat hochgradig Reuma und humpelt jeden Tag vor sich hin. Wäre er ein Pferd, würde man ihn vermutlich erlösen, aber er ist zufrieden, arrangiert sich und ist im Kopf keineswegs alt.
Das nur mal als kleiner Denkanstoß.
Ich kann nicht beurteilen wie sehr deine Maus leidet und wie schlimm die Schmerzen sind, aber das wird sicherlich am Dienstag der Ta noch sagen können. Wenn er aber sagt, dass sie wirklich starke Schmerzen hat, würde ich sie erlösen, auch wenn sie immer noch zufrieden scheint. Da kommt dann das mit dem Löwen zu trage, wie Melanie oben schrieb.
Ach Britta ... ich weiß momentan nicht, was ich Dir schreiben soll, denn eigentlich wurde ja schon alles formuliert, was an Gedanken durch meinen Kopf geistert.
Mich hat aber Annes Gedanke auch sehr berührt, denn auch wenn Pferde Lauf- und Fluchttiere sind und sich meistens eher nichts anmerken lassen, um keine leichte Beute für Raubtiere zu werden, sind unsere Pferde eben doch keine Wildpferde, sondern haben durchaus auch das Vertrauen entwickelt, dass sie nicht permanent in Gefahr sind und uns den Gesunden vorspielen müssen, damit wir sie nicht zu unserer Beute machen ... Pferde haben sich über Jahrtausende eben auch durch Zucht und Selektion domestiziert.
Ich habe auch die Weicheier, die es sehr genießen, betüddelt zu werden und ich hatte sogar einen Hengst, der lahmte, weil wir ihm deshalb eine Auszeit gaben und bei dem der Tierarzt sogar meinte, dass der nur so tut als ob (er hatte Recht).
Insofern könnte ich nun den Gedanken nicht unterstreichen, dass ein Pferd, das nicht lahmfrei läuft, keine Lebensqualität mehr hat und es in der Natur längst eine leichte Beute für Raubtiere geworden wäre.
Ich will da gar keine Richtung einschlagen, aber mein Tierarzt hätte auch keine 50 Pfennig mehr gewettet, dass Irco je wieder schmerzfrei auf der Weide laufen kann ... aber Irco berappelte sich trotzdem.
Aber man darf auch nicht vergessen, dass Pferde zum einen ein ausgeprägtes Schmerzgedächtnis haben und teilweise auch sehr vorsichtig laufen, weil sie davon ausgehen, dass es gleich wieder weh tut. Zum anderen nehmen sie eine Schonhaltung ein, die oft auch zu Verspannungen und Blockaden führt und die führen dann auch zu einem unrunden Gangbild.
Bei Irco konnte ich das sogar sehen, weil er einseitig Muskulatur abbaute und es war natürlich mühsam, da wieder einen Ausgleich zu schaffen, nachdem jede Bewegung eben unrund war und ihm weh tat ... darum bekam er eben auch hochdosiert Ingwer und ich habe ihn dann ganz, ganz vorsichtig bewegt, um nichts zu verschlimmern, weil Schmerz ja auch ein Stoppschild des Körpers ist. Aber er musste ja wieder lernen, dass man alle Muskeln gebrauchen kann und dazu musste er sich trauen, über den Schmerzpunkt weg zu kommen. Dabei half der Ingwer.
Und ja, Irco lag auch in seiner Box und stand nicht mal mehr zum Äppeln auf ... aber unsere Tierärzte waren täglich da und segneten es ab, dass wir mit und um unser Pferd kämpften. Schlussendlich haben wir alle gewonnen und Irco hatte noch 10 wunderbare Jahre.
Ich wiederhole mich nun auch, aber wenn Du magst, bin ich auch gerne für Dich und Peri da.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Sabine, da spielt aber ja nun auch das Alter des Pferdes eine Rolle, und die Vorgeschichte. Dein Irco war schließlich deutlich jünger als Peri - da ist auch die Selbstheilungskraft noch besser als im fortgeschrittenen Alter. Bei einem jüngeren Pferd würde ich auch viel eher dazu tendieren, zu kämpfen.
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07.02.2018 20:45
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