Das hat mich ja schon bei der ersten Veranstaltung gestört... Das ist reiner Kommerz - FÜR die Mustangs in den USA bringt das gar nichts und ich frage mich ernsthaft, wer es in irgendeiner Weise pferdefreundlich geschweige denn sinnvoll finden kann, dass halbwilde Pferde tausende Kilometer durch die Gegend geflogen werden, um hier dann wie auch immer ausgebildet und vermarktet zu werden? Zumal der Markt hier in Europa nun wirklich voll ist mit Pferden aller Couleur! Aber ein Mustang ist natürlich so schön exotisch und was besonderes! Und wenn's nicht funktioniert, dann hat man ihn wenigstens vorm Schlachter gerettet und es ist ja auch ein Mustang! Wer Ironie findet, darf sie behalten...

Ich war Samstag und Sonntag da, hatte eine Handtasche und eine 0,5 l Flasche Wasser dabei, welches ich beides auch mit ins Stadion nehmen durfte, habe mein Handy normal genutzt, allerdings auch nicht versucht verbotenerweise Fotos oder Videos zu machen. Ich habe dort natürlich kalte Getränke nachgekauft, wieder 0,5 l Flaschen, welche ich auch wieder mir ins Stadion nehmen durfte.
Dass es bei der Veranstaltung um Geld geht, ist mir völlig klar! Ich finde die Leistung der Trainer aber SEHR beeindruckend und habe mir mit Begeisterung angesehen, was sie in den 100 Tagen erreicht haben! Es gab - wie überall - gutes und schlechtes Reiten zu sehen, aber alleine, es möglich zu machen, ein Pferd nach so kurzer Zeit vor solch einer Kulisse vorstellen zu können, erntet meinen allergrößten Respekt. Und der Umgang ausnahmslos aller Trainer mit den Pferden war sehr berührend!
Wenn es Euch interessiert, später mehr, mir hat es gefallen!

@Whoopi : gerne! Mich würde das auch interessieren. Ich bin dem MMO gegenüber auch kritisch eingestellt (siehe S. 1), der Meinung, dass es keine Kunst ist und die Trainer in 100 Tagen das machen, was auch für andere täglich Brot ist. Auch da machen es nicht alle Bereiter schlecht und i.d.R. haben auch die 3 Monate Zeit und ähnliche Umstände. Davon abgesehen finde ich, und ich bin KEIN "Öko", dass es nicht Not tut, unsere Umwelt unnötig damit zu belasten, um ein paar Gäule über den Ozean zu schippern. Für mich verkehrte Logik. Wir "retten" (*räusper*) die Tiere, tragen aber dazu bei, dass unsere Erde weiter verschmutzt wird...
Trotzdem, und darauf will ich hinaus, interessiert mich die Herangehensweise. Ich finde es spannend, wie die verschiedenen Trainer an die Jungpferde herantreten und welche Wege sie dabei einschlagen. Ob das nun ein Mustang für Geld und fadenscheinige Tierrettung oder Lischen Müllers Zossen von nebenan ist, interessiert mich dabei nicht.

Ich habe es gestern nicht mehr geschafft, hier zu schreiben, aber jetzt habe ich etwas Zeit.
Die Videos zum Training der einzelnen Pferde kann man sich bei Facebook oder auf der Internetseite von Mustang Makeover Germany unter den einzelnen Pferden ansehen. Lohnt sich! Mir hat im Vorfeld die Arbeit von Yvet Blokesch am besten gefallen, was unter anderem daran liegen mag, dass sie klassisch reitet und das ja auch meine Reitweise ist. Ich habe aber das Training aller Pferde verfolgt und war sehr gespannt darauf, sie „in Echt“ zu sehen.
Samstag ging es in den Trail. Gestartet wurde mit dem Pferd an der Hand, das erste Hindernis waren wahlweise Schritt- oder Trabstangen auf gerader Linie. Von dort ging es zu einem V aus zwei Cavaletti, über die das Pferd wahlweise im Schritt oder Trab auf beiden Händen longiert werden sollte. Hindernis drei war ein Podest, dort sollte das Pferd eingeparkt und von dem Podest aufgestiegen werden. Unter dem Sattel ging es im Trab oder Schritt weiter durch einen Slalom aus Tonnen und von dort zu einer Gasse aus zwei Stangen. Hier konnten die Reiter wählen, ob sie in die Gasse, bis zum Ende ritten und durch die Gasse zurück rückwärts richteten, oder durch die Gasse und noch ein Stück weiter ritten und hinter Gasse das Rückwärtsrichten zeigten. Dann ging es über die Brücke, die ich recht schwer fand, da rechts und links, direkt am Rand der Brücke jeweils zwei hohe Fangständer standen und diese auch noch zu einer Engstelle machten. Das letzte Hindernis war ein Hütchen, neben dem gehalten und abgesessen werden sollte.

Das Führen über die Stangen ging eigentlich bei allen problemlos. Bei dem Longieren über die Cavaletti, im Schatten der großen Tribüne, sah man dann bei vielen Pferden schon: Wow, so viele Menschen - huch, da ist ja ein Cavaletti
Das Aufsteigen mit dem Podest als Aufstiegshilfe war dann richtig interessant! Manche Pferde kamen da an - oh, ein Podest, da steig ich direkt mal drauf - was dem Aufsitzen natürlich nicht so zuträglich war, andere ließen sich nicht einparken oder blieben nicht still stehen, weil sie UNBEDINGT das Publikum anstarren mussten. Am coolsten hat dieses Hindernis definitiv Birger Gieseke gemeistert! Er kam mit dem Pferd am langen Seil hinter sich angetrabt, sprang mit einem Riesensatz auf das Podest, sein Pferd parkte ganz alleine perfekt ein und er musste nur noch den Fuß in den Bügel stellen und aufsitzen Es gibt aus dem Training von nahezu jedem teilnehmenden Pferd ein Video, wie es an der Aufstiegshilfe einparkt, brav stehen bleibt und den Reiter aufsitzen lässt ABER das Deutsche Bank Stadion ist nicht zu Hause und ein Podest nicht die gewohnte Aufstiegshilfe.
An den Tonnen haben einige Pferde ziemlich große Augen bekommen und es waren auch einige Pferde dabei, die eigentlich noch nicht weit genug geritten waren, um sauber durch einen Slalom zu kommen. Hier sah man schon sehr gut, wer reiten kann und welche Pferde gut geritten sind. Das gleiche gilt für das Rückwärtsrichten.
Die schwere Brücke haben -soweit ich mich erinnere- alle gemeistert! Eine Reiterin ist abgestiegen und hat ihr Pferd darüber geführt, viele haben erst mal geguckt und das wurde durchgängig auch zugelassen, aber wow, alle Achtung!
Insgesamt war es sehr beeindruckend, wie diese Pferde vor der für sie beängstigenden Kulisse die für sie sehr schwierigen Aufgaben lösten! Das geht nur mit Vertrauen und Gefühl, auf keinen Fall mit Druck!
Nach dem Absitzen wurde jeder Reiter kurz interviewt und diese Interviews waren sehr berührend!
In der Prüfung zeigte sich ja immer schon, wie sehr diese Pferde ihren Trainern doch vertrauten und die Reaktionen der Trainer im Ziel zeigten immer schon, wie stolz diese auf ihr Pferd waren und alle Trainer hatten anschließend im Interview - egal, wie gut oder schlecht es geklappt hatte - sehr liebevolle Worte für ihr Pferd.

Fortsetzung folgt

Danke für deinen Bericht, aus erster Hand klingt es für mich doch sehr interessant, obwohl ich diese Veranstaltung überhaupt nicht verfolge. Die Preise für die Mustangs finde ich allerdings schon etwas verrückt

Danke, Heike, für die Informationen.

Natürlich ist es spektakulär "ein Wildpferd zu zähmen". Und es macht den Trainern bestimmt auch viel Spaß. Leider muß alles vermarktet und "aufgeblasen" werden. Da bleiben dann viele andere ähnliche Projekte auf der Strecke, z.B. daß in einzelnen Gefängnissen ausgewählte Langzeitinsassen einen Mustang adoptieren und als Reitpferd ausbilden. Haben ja Zeit.... Das klingt jetzt gehässig, ist aber in jedem Fall für Vorteil für das Pferd.
Über diese Programme "Adopt a Mustang" u.ä. können viele Tiere vor dem immer noch gängigen Abschuß bewahrt werden. DAS sollte man publik machen!

Übrigens gibt es auch Programme, in denen Hunde zu Behindertenbegleithunden ausgebildet werden.

Nach dem, was ich bisher gehört habe, ist die Arbeit mit Tieren für die Inhaftierten (m und w!) ein Riesengewinn, gibt Stabilität, fördert Verantwortung und ist natürlich hochemotional ("da ist jemand, der mir vertraut und mich so nimmt, wie ich bin".

Nur mal so am Rande...

LG
Ameli

Am Sonntag Morgen stand zunächst Dressur/Horsemanship auf dem Programm.
Die Aufgabe war Einreiten im Schritt, Halten bei D vor oder über einer Stange. Seitwärts nach links und rechts vor oder über der Stange . Anreiten auf der Mittellinie im Schritt, Antraben bei X, C linke Hand auf dem Zirkel, X aus dem Zirkel wechseln, A ganze Bahn, vor der Ecke halten, Hinterhand Wendung 90 Grad, im Schritt anreiten, auf Höhe des Zirkel Punktes halten, Rückwärtsrichten, im Schritt anreiten, E angaloppieren, C auf dem Zirkel geritten, X aus dem Zirkel wechseln mit Galoppwechsel über Schritt oder Trab, A Halten.
Nun ja, ohne Hindernisse, die im Trail die Aufmerksamkeit der Pferde auf die gestellten Aufgaben gelenkt hatten, waren viele Pferde von der Kulisse doch beeindruckt.
Schön anzusehen war das bis auf wenige Ausnahmen nicht, viele über den Schenkel weglaufende Pferde, aufgesperrte Mäuler, mir erschließt sich der Sinn dieses Wettbewerbteiles bei so wenig gerittenen Pferden nicht. Das wird auch dadurch nicht besser, dass die Bewertung davon abhing, wie der Trainer mit dem Verhalten des Pferdes in der Aufgabe umging und nicht von der Qualität der Ausführung, die meisten Pferde waren vor der Kulisse mit der Aufgabe überfordert und gingen gegen die Hilfen, was nun mal nicht schön anzusehen ist.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Perfekt geritten wurde die Aufgabe von Marie Heger, ebenfalls ansehnlich waren Sebastian Nolewajka, Maya Japp und Yvet Blokesch.

Es folgte das Finale der jungen Pferde, die ja noch nicht geritten werden und das war dann wieder richtig klasse und unglaublich beeindruckend! Hier sah man das absolute Vertrauen aller drei Pferde in ihre Trainer und die innige liebevolle Beziehung zwischen Trainer und Pferd.
Es wurden an auf dem Pferd liegenden Decken befestigte Luftballons zerplatzt, das Pferd über eine Plane mit Luftballons geführt, die unter den Hufen zerplatzen, über unter und durch wallende riesige Planen geführt und natürlich ein paar BodenarbeitsBasics und Zirkuslektionen gezeigt. Alle drei Pferde schienen großen Spaß an der Vorführung zu haben und wurden toll vorgestellt!
Das machte richtig Lust auf das Finale der gerittenen Pferde am Nachmittag...