Hm... ich kann zwischen meinem Eigenen und fremden Pferden eigentlich keinen Unterschied feststellen, könnte es mir aber durchaus vorstellen. Vielleicht ist dir das Verhalten deiner eigenen Pferde so in Fleisch und Blut über gegangen, dass du es nicht mehr so intensiv wahrnimmst, zumal du ja ein paar mehr Pferde dein Eigen nennst.
So, ich hole das Thema mal hoch, weil mir heute wieder etwas passiert ist, worüber ich eigentlich nur den Kopf schütteln kann.
Meine Reitschülerin hat ja, wie berichtet, seit gut einem halben Jahr ein neues Pferd. Ein tolles Dressurpferd mit herausragenden Bewegungen und einem unglaublich tollen Pedigree. Ein Oldenburger, 8jährig, Fürstenball x Sandro Hit, mit einem Stockmaß von gut 1,75 m.
Meine Reitschülerin ist etwas “schüchtern”, was ihre Reiterei angeht. Manchmal wünschte ich mir ein wenig mehr Durchsetzungsvermögen, sowohl im Umgang als auch in der Reiterei.
Nun hat der Wallach seit gut 4 Monaten nur die Halle und die Führmaschine gesehen, wird nun mit seinen Frühlingsgefühlen nicht so ganz fertig und fängt beim Reiten an, etwas übermütig zu werden, indem er den Rücken gern zwischendurch mal richtig rund macht und bockt. Sie sitzt das unheimlich gut, wovor ich absolut den Hut ziehe.
Nun kam sie auf die Idee, ihrem Hasen mal wieder die Frischluft zu kredenzen, was ich grundsätzlich nicht verkehrt fand. Allerdings habe ich sie von der Idee abhalten können, draußen zu reiten, sondern allenfalls drinnen gut zu arbeiten und dann raus zu gehen oder draußen zuerst einmal zu longieren.
Sie fand die Idee, draußen zu longieren, super, und so hat sie das heute in Angriff genommen, mich aber gefragt, ob ich dabei sein könne, weil sie etwas “Manschetten” hat, dass er draußen richtig abgeht.
Nachdem sie geputzt hatte, rief sie mich und sagte, sie ginge jetzt raus. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, das Pferd mit Halfter auf den Außenplatz zu führen. Nachdem ich ihr erklärte, dass ihr Pferd ganz sicherlich da draußen die wilde Sau spielen würde, wäre es in meinen Augen ratsamer, einen Kappzaum oder eine Trense zu wählen, anstatt eines Halfters, mit dem man nicht wirklich Einwirkung hat, wenn das Pferd mal einen Weg einschlägt, den man korrigieren müsse.
Ich erntete einen fragenden Blick.... Oh! Echt??? Okay, dann nehme ich die Trense.... Sie schnappte sich eine Peitsche, ich nahm ihr die sogleich aus der Hand und sagte, sie solle erstmal ohne den “Gashebel” longieren. Ich würde sie mitnehmen und ihr geben, wenn es ratsam wäre.
Kaum auf dem Platz angekommen, hatte das Pferd die Hinterkarre in der Luft, bockte wie wild und hatte wirklich Spaß. Sie war indess froh, dass sie ihr Pferd gut halten konnte, indem er eine Trense trug. Ich musste eine halbe Stunde lang einen Kurs im Longieren geben und fragte mich wieder einmal, warum die Grundlagen nach so langer Zeit des Pferdebesitzes nicht vorhanden sind.
Und wieder kam die Frage: “Gut, dass du mir geraten hast, das Halfter gegen eine Trense zu tauschen. Woher weißt du das bloß alles?”
Auweia, wie alt ist die Reitschülerin? Erst mal gut das sie dich hat, sonst würde vielleicht noch ein Unglück passieren. Ich denke manche Dinge sind einfach logisch wenn man mal überlegen würde. Pferd lange nicht draussen ...... Frühling ....... Pferd könnte gut drauf sein
Liebe Grüße, Petra
Der Kluge lernt nach dem ersten Fehler, der Dumme nach dem x-ten Fehler, der Weise lernt nie aus.
Ich finde das auch befremdlich. Aber ingesamt macht sie ja den Eindruck, dass sie sich an die Hand nehmen lässt - das ist schon mehr, als man von manch anderem sagen kann!
Zitat von Cancanca im Beitrag #20Petra, die Gute ist so alt wie ich, also 52! Und es ist ihr drittes Pferd!! Ist es nicht unglaublich?
Nimmt die Dame denn nicht mal ein Buch zur Hand? Befasst sich nicht ausserhalb der Stallwände mit dem Thema Pferd? Wahnsinn!!!
"Die Reitkunst ist eine unendlich schwere Kunst, und noch niemand ist wohl in vollem Sinne Meister darin geworden, bevor ihm das Alter den Schädel gebleicht hat."
Aber das ist ja oft das Drama- es wird ein reitbarer Untersatz gesucht oder eine Projektionsfläche für die eigenen Wünsche und Sehnsüchte. Dass das Pferd auch Bedürfnisse hat, wird generös übersehen. Und es ist so schade, weil der schönste Teil, nämlich die Partnerschaft mit dem Tier dann garnicht entstehen kann.
Nimmt die Dame denn nicht mal ein Buch zur Hand? Befasst sich nicht ausserhalb der Stallwände mit dem Thema Pferd? Wahnsinn!!!
Sie liest die St. Georg und ist sehr gut informiert, was Frau Werth & Co. so im Viereck treiben. Aber mittlerweile versorge ich sie mit Lesestoff, den sie auch aufsaugt, wie ein Schwamm. Das ist das Gute daran. Ja, sie fragt viel und ich erkläre auch dem entsprechend viel und gern.
Aber ich kenne leider auch eine "ganze Menge" Menschen, die seit über 30 Jahren ein Pferd haben ( oder als Adequat einen Hund ) und die sich in all den Jahren weder grundlegende Kenntnisse angeeignet haben oder die in einer Art "glückliche Einzelbegabung" nur ihr Ding durchziehen und dann absolut hilflos sind, wenn was etwas anders ist.
Ich werde ja auch oft im Stall sehr schräg angeschaut, weil ich die herkömmlichen Wege oft verlasse und mit meinen Pferden Dinge mache, "die man doch nicht macht" Aber witzigerweise ermuntert das einige Menschen, doch auch mal aus der Mitte ihrer Suppenschüssel zu paddeln oder womöglich über den Tellerrand zu gucken ... was ja viele PB so absolut nicht machen
Ich gebe gerne zu, dass mein Pferd ausnehmend brav ist und mir ganz ganz vieles unheimlich leicht macht und mir noch viel mehr schenkt. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass man auch und gerade mit einem schwierigeren Pferd am guten Benehmen arbeiten kann und muss! Und vom Himmel gefallen ist das gute Benehmen auch bei meinem braven Pferd nicht. Natürlich steckt auch da Erziehungs"arbeit" drin. Das wird aber nicht gesehen, weil "sie ist ja so brav!" Genau!
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05.04.2019 19:25 (zuletzt bearbeitet: 05.04.2019 19:29)
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