Puh, geschafft! :-) Ich habe mir jetzt alle Beiträge durchgelesen und mal die Kernaussagen rausgesucht.
Zitat von Cruzado im Beitrag #1 ich würde mich total gerne mit euch zum Thema "Schwierige Pferde" austauschen und Tipps abholen. Es geht um meine 8 jährige Andalusierstute Elanor. Ein sehr nettes und braves Pferd, solange man nicht ernsthafte Arbeit von ihr fordert. Sie hat leider ein paar Spanier typische Baustellen, die ihr das Leben etwas schwer(er) machen. Einen seeehr kurzen festen Rücken und eine unvorteilhafte Oberlinie, dazu ist sie extrem sensibel und andererseits auch dominant. Alles ist eine schmale Gradwanderung bei dem Pferd. Elanor rückte in den Mittelpunkt (zuvor stand sie zugebenermaßesn im Schatten ihrer Schwester), und ich versuchte mich mit ihr anzufreunden. Ich lernte zu verstehen dass Elanor hochsensibel ist, und es ihr aufgrund körperlicher Schwächen schlichtweg schwer fällt solide und reel zu arbeiten. Sie war im Grunde ebenso frustriert wie ich, da ich sie überforderte mit meinen Erwartungen die ich von meinem Erstpferd auf sie übertrug. Sprich sie verweigerte die Arbeit nicht aus bösem Wille sondern aus Überforderung. Diese Erkenntnis machte aus uns recht schnell ein gutes Team. Allerdings wuchs damit auch die Erkenntnis das uns ein sehr langer und harter Weg bevor steht. Ein großes Thema ist bei Ella auch die mentale Losgelassenheit. Diese zu erreichen ist sehr schwer, weil sie einfach alles quittiert und sehr schnell gestresst ist. Minimal zuviel Druck am Zügel oder ein zu deutliches einsitzen und sie verspannt sich, dieses 100 % Feingefühl fehlt mir leider noch. Jedoch haben wir zwischenzeitlich kurze Momente in denen sie durch und durch losgelassen ist und der Rücken durchschwingt. Das Gefühl ist unbeschreiblich schön und so leicht, und wenn auch nur kurze Momente so bringt es mich dazu durchzuhalten. Hat noch jemand ein schwieriges Pferd? Wie arbeitet ihr diese? Wie arbeitet ihr gezielt an körperlichen Schwächen?
Zitat von Serafina im Beitrag #10Du gestehst Deinem Pferd viel zu. Du machst ihre mentale Haltung (sensibel, ist schnell gestresst) dafür verantwortlich, dass sie sich dressurmäßig schlecht arbeiten lässt. Gut. Ich könnte mir zwar vorstellen, dass (entschuldige, soll kein Vorwurf sein) Dein reiterliches Können für das Pferd nicht ausreicht, aber wenn Du erkennst, dass dressurmäßige Arbeit extrem schwierig und aufwendig ist, warum nimmst Du dann dieses hier nicht an:
ZitatIm Gelände war sie super und hatte richtig Spaß.
Ein sicheres Geländepferd ist doch auch eine ganz tolle Sache.
Zitat von Anchy im Beitrag #31 Bei manchen Pferd/ Reiterpaaren ist dies aber nicht der Fall, da kommt der schwierige Charakter als I Tüpfelchen auf der defizitieren Beziehung noch drauf.
So wie ich das verstehe, wird hier ein bißchen aneinander vorbeigeredet (oder geschrieben). Daher mal vorweg eine kleine Richtigstellung: hier geht es nicht um ein Pferd mit schwierigem Charakter, ganz im Gegenteil, charaktermäßig ist sie ein feines, ehrliches und sehr freundliches Pferd, das aber gleichzeitig sensibel, intelligent und eher dominant ist.
Sondern es geht darum, dass sie schwierig im Lernverhalten ist, da sie leicht überfordert ist, wenn man nicht dranbleibt, ihr Routine gibt oder wenn halt unvorhergesehene Pausen eintreten und sie daher anfängt zuviel zu denken und sich dadurch selbst im Weg steht. Außerdem verträgt sie kein Gramm zuviel Druck oder "falschen" Druck in Form nicht sauber gegebener Hilfen, dann macht sie einfach dicht und bleibt zur Not einfach stehen, lässt die Ohren zur Seite hängen und den Reiter "verhungern"! Jetzt beim Schreiben merke ich ja selber, wie schwierig es ist, das in Worte zu fassen ...
Zum Schluss noch, Ella ist ein super Geländepferd, ich liebe es mit ihr auszureiten und mache dies auch oft und es macht ihr auch sehr viel Spaß! Aber sie liebt es auch Dressurlektionen zu gehen, wenn Lena sie reitet und alles drumherum auch stimmt, dann ist sie furchtbar stolz und wächst noch ein paar Centimeter - mit mir Anfängerin aber ist es für sie eine Qual, da sie perfekt eingesetzte und dosierte Hilfen benötigt! Trotzdem wirft sie mich nicht ab, sondern erträgt mich so gut sie kann und wenns gar nicht mehr geht, bleibt sie halt stehen wie oben beschrieben ... ;-) Soviel zu ihrem Charakter! :-)
PS: keine Angst, ich versuche es bei ihr dressurmässig erst wieder, wenn ich gelernt habe die Hilfen richtig einzusetzen, aber da brauche ich noch viel Übung und viele Reitstunden!
ich mag das Wort " schwieriges Pferd" nicht besonders.Was heisst schwierig ? Das Pferd ist eigentlich nicht dafür gemacht das wir uns draufsetzen und von ihm Dinge verlangen sie es in der Natur nicht machen würde. Verweigert sich ein Pferd dann heisst es sofort.." schwierig", " Problempferd" usw. Für mein Empfinden gibt es sowas nicht. Jedes Tier, also auch das Pferd ist eine Persönlichkeit, keines ist gleich genauso wie ein Mensch empfindet das Tier Leid, Schmerz, Freude nur drückt es dies anders aus. Pferde sind nicht mal so schnell zu deuten, es sind sehr stille Tiere, sie leiden lautlaus und man muss schon sehr genau hinsehen um zu erkennen.
Wir sollten uns alle wundern das Pferde mit uns Menschen arbeiten, uns an ihrem Leben teilhaben lassen, das sie es erlauben das wir ihnen Sattel und Trense anlegen ,sie vorwärts und seitwärts treiben, sie über Hindernisse springen lassen, das, und seiehen wir uns alle mal ehrlich, der Grossteil der Pferdebesitzer sie in viel zu kleine dunkel Boxen spressen, sie von ihren Artgenossen fernhält, sie in Einzelhaft steckt und ein Leben lang quält.
Ich für meinen Teil lerne jeden Tag auf`s Neue, ich möchte mehr verstehen, einfühlsamer werden, ohne Zwang zu arbeiten, mein Pferd verstehen und mich als sein Reiter in erster Linie verantwortlich für Fehler zu machen und nicht dem Tier die Schuld zu geben.
Cruzado ich denke das Du den richtigen Ansatz hast. Evt hast Du früher Fehler gemacht , das tun wir alle. Deine Stute reagiert auf Veränderung mit Unzufriedenheit und das ist eigentlich völlig normal. Kein Pferd mag es wenn sich Dinge ändern. Was ich mich Frage ist, warum läuft sie beim xten Mal SH immer noch zufrieden ? Samona würde mir die rote Karte zeigen. Wenn ich mit erlauben darf das ganz vorsichtig zu interpretieren; kann es sein das sie Stute sich gut fühlt weil sie diese Übung beherrscht, die keine Fehler macht und es ihr Sicherheit gibt ? Kann es sein das sie mit neuen Übungen erstmal überfordert ist weil sie sie nicht kennt, nicht aus dem FF beherrscht, dadurch unsicher wird evt weil sie Dich nicht versteht und Du keine eindeutigen Hilfen gibst ? Wenn ja dann fang doch mit den Übungen erst vom Boden aus an wenn das übungstechnisch möglich ist und taste Dich langsam zusammen mit Deinem Pferd an die neue Aufgabe heran. Klappt es in Ansatz sofort aufhören. Kleine Schritte sind oft die grösseren Schritte.
Last not least, es ist eine Stute, die ticken nunmal anders. Mein Kleiner z.Bsp ist bestimmt nicht unsensibel, ganz im Gegenteil; er ist ein sehr feines kluges kleines Pferd das auf Grund seiner Vergangenheit immer noch traumatisiert ist und oft Angst hat, aber er hinterfragt Dinge nicht, er macht alles wenn er versteht und freut sich wie ein Kaiser wenn es klappt und ich ihn tüchtig lobe, dann wird er 3 Köpfe grösser. Samona hingegen hinterfragt alles und immer.
Ich habe aufgehört mit ihr zu diskutieren, das bringt nichts, ich werde immer den kürzeren ziehen, ich habe lernen müssen und lerne noch das es einen andere Ebene gibt mit einem Pferd zu kommunizieren.
Zitat von Luna im Beitrag #56 Lena Dein größtes Problem ist, dass Du so zwei krass unterschiedliche Pferde hast, Taddel ist das Paradebeispiel von Rittigkeit, Durchlässigkeit, Aufmerksamkeit, Sensibilität, solch ein Pferd, hat man nur einmal im Leben, wirklich! Ich würde behaupten, Ella ist "fast" normal. Das Problem ist, dass man solch ein Pferd wirklich "hinnehmen" muss, sonst wird man todunglücklich, sowohl Du als auch das Pferd.
Damit hast du absolut recht. Je mehr ich darüber nachdenke desto mehr Sinn macht es. Beide sind so unterschiedlich, und mein größter Fehler ist wohl die beiden miteinander zu vergleichen anstatt sie zu nehmen wie sie sind. Jede ist auf ihre Art einfach genial.
ZitatLuna 2 Tage stehen zu lassen war, wie neu einreiten! Alles weg, ein Pulverfass, stark, geladen, schreckhaft, da hat man schon überlegt, ob man sich überhaupt wieder draufsetzen möchte! Komischerweise hat sich das vollständig gelegt. Luna läuft sogar besser, wenn sie nicht so oft geritten wird, die kann man auch nach 2 Wochen Pause aus der Box ziehen und sie hat zwar Energie, aber positive, sie hat dann wieder Freude zu arbeiten und alles fällt ihr sehr leicht. Ob es an der Reife liegt, an einem regelmäßigem Training, oder auch an meinem anderen Denken, ist hier schwer zu ergründen.
Das macht mir im Moment fast am meisten zu schaffen. Wenn ich nicht stetig dran bleibe, oder Ella mal 2 Wochen stehen lassen muss fange ich tatsächlich wieder von neu an. Auch wenn ich versuche es zu überspielen, frustriert es mich total, da wir besonders nach dem Lehrgang bei dir extreme Fortschritte gemacht haben (vorallem in der Galopparbeit).
ZitatWas ich für mich und vllt. auch für Dich mitgeben kann, ist dass man sich immer wieder selbst reflektieren muss, ABER sich und sein Tun nicht permanent in Frage stellen sollte. Reflektion findet für mich NIE im Sattel statt, sondern immer nach dem Reiten, wenn etwas nicht so funktioniert wie ich es mir vorstelle, suche ich NACH dem Reiten Antworten dafür, ich analysiere dann auf der Couch absolut neutral (auf dem Pferd und in dem Moment geht das definitiv nicht!) und versuche Hilfengebungen, Umstände oder was auch immer zu ändern oder mich so firm zu machen, dass es besser wird, wenn ich zu keinem Ergebnis komme hole ich mir Hilfe.
Ja das versuche ich auch, allerdings gelingt es mir nicht immerzu. Ich bin einfach zu kopflastig und perfektionistisch. Beides keine besonders gute Kombi bei einem solch sensiblen Pferd. Aber ich bessere mich stetig.
ZitatIch hoffe von ganzem Herzen, dass ihr bald einen Hänger habt und Du mich mit Ella ganz oft besuchen kommst, ich würde Euch so gerne helfen, weil ich sehe ganz ganz viel in Euch beiden und JA alle finden und fanden Euch toll und das war nicht "unreel", sondern diesen Moment hat es gegeben. Und an solchen Momenten musst Du festhalten.
Ab dem Frühjahr sind wir in jedem Fall fahrbereit . Und ich würde mich sehr über deinen Unterricht freuen das hat uns schon um Längen weitergebracht.
ZitatLet´s go work!!!
Zitat von elanor im Beitrag #61 Sondern es geht darum, dass sie schwierig im Lernverhalten ist, da sie leicht überfordert ist, wenn man nicht dranbleibt, ihr Routine gibt oder wenn halt unvorhergesehene Pausen eintreten und sie daher anfängt zuviel zu denken und sich dadurch selbst im Weg steht. Außerdem verträgt sie kein Gramm zuviel Druck oder "falschen" Druck in Form nicht sauber gegebener Hilfen, dann macht sie einfach dicht und bleibt zur Not einfach stehen, lässt die Ohren zur Seite hängen und den Reiter "verhungern"! Jetzt beim Schreiben merke ich ja selber, wie schwierig es ist, das in Worte zu fassen ...
Ja es ist wirklich sehr schwer in Worte zu fassen und du hast es viel besser als ich hinbekommen.
"two spirits must want what two bodies can...."
"You have to become the friend of your horse before you can become his teacher" (BB)
Hachja seufz, schön zwischendurch in alten Beiträgen zu lesen, habe diesen hier nahezu verschlungen. Insgesamt sehr spannend, deswegen hole ich ihn noch mal hoch, vielleicht mag ja noch wer .
Interessant auch, was in einem Jahr alles passieren kann. Ich muss gestehen, dass ich damals die Einwürfe "Warum machst du kein Geländepferd draus?" als Angriff sah, jetzt mit etwas Abstand kann ich nur sagen hätte ich mir das beim Lesen des ersten Beitrages vielleicht auch geraten . Umso besser dass ich es nicht getan habe, ich hätte eine Menge verpasst und wir hätten uns nicht in dem Rahmen entfalten können wie wir es taten. Ich muss auch meine Ansicht revidieren, Ella ist nicht schwierig, etwas individuell und anspruchsvoll, aber nicht schwierig. Wenn man einen Rahmen schafft in dem sie sich wohlfühlt ist ihrer Motivation zur Mitarbeit keine Grenzen gesetzt. Nur musste ich erstmal herausfinden wie Ellas "Wohlfühl Ambiente" genau ausschaut. Der durchschlagenste Aspekt war wohl der Wechsel zum gebisslosen Reiten und dieser, dass Ella gänzlich mein Pferd wurde. Ursprünglich gehörte sie mal meiner Mutter und sie hatte auch lange Jahre wechselnde Reitbeteiligungen. Das haben wir geändert und nur noch ich bin für sie verantwortlich. Das war mehr Ellas Wahl, da sie die anderen einfach immer runterschmiss, aber ich wollte es ja einfach nicht begreifen oder sehen wie unwohl Ella sich mit wechselnden Reitern fühlt. Es war die beste Entscheidung die wir hätten je für Ella treffen können, sie ist kein Pferd was sich auf verschiedene Personen einlassen kann. Sie ist sehr sensibel und braucht einfach Beständigkeit, aber macht sie das dadurch schwierig? Nein! Jedenfalls ist es nun ein gutes 3/4 Jahr her, dass ich sie gänzlich alleine mache und unsere Fortschritte sind atemberaubend. Wir sind ein Team geworden, Ella ist unheimlich auf mich fixiert und hat einen unbändigen Arbeitswillen und möchte mir stets alles recht machen. Ich kann es selbst kaum fassen wieviel wir gelernt haben in dieser kurzen Zeit und wie harmonisch wir geworden sind, vorallem in der Dressurarbeit! Und das tollste, es ist alles so leicht und einfach mit ihr geworden. Neue Lektionen, Übungen lernt sie in Lichtgeschwindigkeit. Was ich damit sagen will, manchmal lohnt es sich durchzuhalten und sich auf das Pferd einzustellen. Sie sind so individuell wie wir Menschen auch, der eine mehr der andere weniger. Dennoch und das möchte ich betonen, kann ich es absolut nachvollziehen sich von einem Tier zu trennen wenn es grundsätzlich nicht passt. Beide müssen sich wohlfühlen, Pferd und Reiter.
"two spirits must want what two bodies can...."
"You have to become the friend of your horse before you can become his teacher" (BB)
Sehr spannend das Thema. Ich habe mit meiner Stute auch sehr lange gehadert und einige Zeit lang immer wieder den Gedanken gehegt mich von ihr zu trennen. Gekauft hatte ich sie mit 5 Monaten, schon bald stellte sich heraus dass sie ein Hasenherz im hoch explosiven Panzerkörper ist. Ihr größtes Problem ist das Kleben an der Herde und der gefähliche Wind. Innerhalb ihrer Herde ist sie eine coole Socke, ohne ein explosiver Panzer. Ich habe da wirklich von Anfang an zusammen mit einem Trainer dran gearbeitet, aber es bleibt einfach schwierig. Unser Reitplatz liegt direkt neben dem Offenstall, schon diese räumliche Trennung ist für ihre Nerven früher zu viel gewesen. Heute kann ich zumindest ohne größere Ausraster den Feldweg hoch laufen. Dann darf es allerdings auf gar keinen Fall windig sein, bei dem kleinsten Lüftchen liegen die Nerven wieder blank. Dann ist sie in der Herde allerdings genau so ängstlich, als der RP noch teil des Offenstalls gewesen war, hätte sie bei Wind nie auch nur freiwillig einen Huf darauf gesetzt (schließlich wachsen am Rand Bäume die sich dann bewegen), während der Spanier schnarchend mitten drauf lag. Auf der anderen Seite ist sie aber auch sehr intelligent und wenn es windstill ist, absolut motiviert und fleißig bei der Arbeit. Wir sind dann auch so weit gewesen dass man sie bei windigen Wetter durch Kopfarbeit sehr gut ablenken konnte, leider fällt diese Option jetzt durch körperliche Einschränkungen weg. Momentan können wir nur ganze Bahn im Schritt und Trab arbeiten, für ein schlaues Pferd eine ziemlich öde Angelegenheit. Letzte Woche war es super, kein Lüftchen wehte und das Pferd trabte im schönsten v/a seine Runden. Gestern war er dann wieder da, der gefährliche Wind! Dies in Kombination mit fallenden Herbstblättern war eine absolute Zumutung für das edle Tier und führte zu einem unschönen Zweikampf zwischen uns, da ich trotzdem an der langen Seite mit den Bäumen vorbei reiten wollte. Solche Tage machen mich wahnsinnig, ich bin eher der coole Nordtyp der sich nicht so schnell aufregt und lieber alles harmonisch haben möchte, da fehlt mir dann einfach das Verständnis für mein Tier.
Hat zufällig jemand Erfahrung mit solchen Pferden und ein paar Tipps für mich? Die letzten Male bin ich wirklich mit dem Timer für die Equikinetic geritten, in der Hoffnung dass sie das Prinzip schnell versteht und sich dann vielleicht entspannen kann. Das Intervalltraining sah dann so aus: 10 Runden eine Minute Trab, nach jeder Minute folgt ein lautes Tröten, und ein Handwechsel im Schritt für den man 45sec Zeit hat. Ohne Wind war das super, sie hat das Prinzip sofort verstanden und toll mitgemacht. Vor zwei Tagen war dann bei Wind alles vergessen, da hat sie sich dann sogar vor dem Tröten erschreckt. Hilfreich war der Timer dann nur noch für meine Konsequenz und für die Pausen zum runter kommen.
Mit Richard habe ich auch nach dem letzten Besuch der Osteopatin einen riesen Schritt nach vorn gemacht. Das hat natürlich einerseits mit den körperlichen Problemen zu tun, bei denen sie so weit es geht geholfen hat - viel mehr aber noch auf psychischer Ebene. Sie hat mir in den zwei Behandlungen nochmal verdeutlicht, was für ein hochsensibles Pferd mit einem extremen 'Will-to-please' ich da eigentlich habe. Das ist ja eigentlich schön, führt aber auch dazu, dass er sich selbst furchtbar unter Stress setzt, wenn er irgendas nicht versteht oder glaubt, nicht zu können. Mit 'Kritik' bzw. Rügen kann er sehr schlecht umgehen. Mir war das im Grunde schon bewusst aus dem täglichen Umgang, weil er es sich ja immer sehr zu Herzen nimmt, wenn er mal (auch berechtigterweise!) angemotzt wird. Er sieht dann aus wie ein getretener Dackel und wirkt fast verstört. Ich denke, da kommt charakterlich absolut die arabische Mutterlinie durch (die man ja sonst nur an den kleinen Öhrchen erkennt) Und wenn man ihn dann nicht ganz vorsichtig wieder 'herunterfährt' und sagt 'Hey Kumpel, alles easy!', dann springt er igendwann in den Selbstschutzmechanismus und schaltet auf 'Durchzug'.
Da sieht man mal, wie sehr viele Leute ein Pferd falsch einschätzen - im Schulbetrieb war er nämlich als total stumpf und büffelig bekannt. Das war einfach nur der Durchzugmodus, verstärkt natürlich durch körperliche Probleme, die ihm das Mitarbeiten noch erschwert haben. Einfach 'funktionieren' zu müssen, ist für dieses Pferd eine echte Strafe.
Er hat lange gebraucht, um da wieder rauszukommen. Jetzt merke ich, dass er immer sensibler wird, je mehr ich das zulasse. Ohne in dem Sinne 'Sensibilisierungsarbeit' leiste. Ich muss ihm einfach nur zeigen, dass er reagieren darf und soll. Ganz viel positive Verstärung und Lob, Korrekturen oder Sanktionen nur sehr dosiert. Das bringt und wahnsinnig voran, es ist aber schwierig, nicht zu sehr ins 'Streichelprogramm' zu verfallen. Heute in der Bodenarbeit wollte er zum Beispiel nicht sauber auf der Linie bleiben und find an, gegen mich zu büffeln - da gabs einen leichten Rüffler mit der Gerte. Ergebnis: Pferd reißt den Kopf hoch, rennt rückwärts und tut, als hätte ich ihn vermöbelt . Ich muss ein bisschen aufpassen, dass er nicht anfängt, solche Überreaktionen als Arbeitsverweigerung zu nutzen Aber insgesamt bin ich total glücklich damit, wie er sich entwickelt. Auch unsere Bindung ist viel besser geworden. Während ich ihn früher als eher introvertiert bezeichnet hätte, fällt er mittlerweile defintiv unter 'menschenbezogen' und freut sich über jedes Betüddeln.
das klingt nach einem zeitweise anstrengenden Miteinander, wenn Dein Pferd so schnell die Nerven verliert. Ich hatte zwar auch schon solche Kandidaten (die sind bei den Trakehnern gar nicht so selten), aber die ultimative Lösung habe ich auch nie gefunden. Man kann natürlich mit beruhigenden Kräutern eine Besserung erzielen, weil das Pferd dadurch gelassener werden kann, aber eine Dauerlösung ist das natürlich auch nicht.
Was ich jedoch empfehlen kann, ist das Clickern und das Training mit dem Target Stick - manche Pferde sind so fixiert auf das Bällchen am Ende des Stöckchens, dass sie die schrecklichen Gefahren, gar nicht mehr so wahrnehmen, weil sie quasi davon abgelenkt werden.
Ich habe es jetzt auch noch nicht aus dem Sattel probiert, aber beim Führen funktioniert das sehr gut.
Wobei Wind für viele Pferde eine Herausforderung ist, denn raschelnde Blätter und knackende Zweige sind für ein Fluchttier natürlich ein willkommener Grund, schnell wegzulaufen, bevor da gleich das Tier aus dem Dickicht springt, welches das Pferd darin vermutet.
Lilo konnte ich vor drei Jahren bei Wind auch nur in der Halle reiten - im Gelände oder auf dem Platz vollführte er ständig fliegende Wenden um sich in Sicherheit zu bringen ... und er sah überall potentielle Gefahren. Damals war es für ihn auch schrecklich, von seinen Pferdefreunden weg zu müssen, obwohl er eigentlich kein Kleber war, wie das meine Stuten teilweise sind, die Panik bekommen, wenn sie sich von der Herde trennen müssen. Die führe ich dann meist zu Zweit, damit immer ein souveränes Pferd einem Hasenherz Sicherheit gibt.
Aber Lilo lief zwar ein Stück vom Stall weg, aber dann begann er zu wiehern und versuchte umzudrehen ... oder suchte eben einen Grund sich zu erschrecken, um umdrehen zu können.
Gelöst hat sich das wirklich nur durch stetes Üben und in ganz kleinen Schritten, die - wenn er wieder ein paar Meter weiter brav mitlief - überschwänglich belohnt wurden.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Schade, ich hatte schon befürchtet dass es für unser Problem keine einfache Lösung gibt. Geklickert ist sie, so richtig bringt uns dies in solchen Situationen aber nichts. Gestern war es total furchtbar, schon beim betreten des Reitplatzes lagen ihre Nerven blank. Dementsprechend fühlte sie sich auch nicht in der Lage auf der rechten Hand (ihre Zwangsseite) an den bösen Büschen vorbei zu gehen. Wäre jemand vorbei gekommen, ich hätte sie glaube ich sofort verschenkt... Da unkontrolliertes Rumhopsen und hysterisches Seitwärtsgeschrubbe nicht so das Richtige für ihre Knochen ist, bin ich dann abgestiegen und habe sie quer über die Wiese des Nachbarbauern auf die andere Seite (die gefährliche hinter den Bäumen) des Reitplatzes geführt. Danach ist sie meistens so fertig mit der Welt, dass sie wieder froh ist auf ihrem dann doch auf einmal heimischen Reitplatz zu sein und die Buschmonster sind nur noch halbt so schlimm. Dann hatten wir auch noch das große Glück dass mitterweile ihre Chefin auch zum reiten auf den Reitplatz gekommen war, auf einmal war die kleine Berberwelt wieder in Ordnung. Recht entpannt konnten wir unsere Runden drehen, nur der Kopf ging an der langen Seite noch mit gespitzten Ohren leicht hoch.
Puh, ihr glaubt gar nicht wie wahnsinnig mich dieses Verhalten macht! Vor allem da der Lerneffekt gegen Null tendiert. Vielleicht sollte ich kapitulieren und "ihr" Shetty immer mit auf den Reitplatz nehmen, dann ist sie bestimmt auch etwas entspannter. Allerdings könnte es sein dass der dann nervt, der ist nämlich ziemlich flott unterwegs und würde bestimmt nicht nur ruhig in der Ecke stehen...
Schatzi hat ja die Maisackertherapie recht gut geholfen. Der ist anfangs seeeehr empfindlich gewesen bei Wind bzw rauschenden Bäumen, weil kannte er nicht. Hat dann ein, zwei stürmische Tage neben einem Maisacker verbracht und war danach deutlich abgehärteter. Aber er war wohl zwischendurch auch gut unterwegs, bevor der olle Ponychef ihn aufgeräumt hat.
Ach herrje, an das Maisfeld habe ich überhaupt nicht gedacht, dass könnte die Erklärung dafür sein dass sie momentan schon bei einem kleinen Lüftchen so ein Theater macht. Der Nachbarbauer hat dieses Jahr zum ersten Mal Mais angebaut, hinter unserem Reitlatz kommt erst ein grüner Streifen und dann fängt der Maisacker an (ca. 50m entfernt). Gerade jetzt wo die Halme schon angetrocknet sind rauscht und knistert es dort so schön gemüt tlich. Vielleicht hat das Pony doch ein Kyrill-Trauma, damals war sie ein Fohlen und stand im Offenstall direkt am Waldrand. In diesem Waldstück muss nach Aussage der Züchterin wohl alle paar Minuten ein Baum gefallen sein.
Vielleicht sollte ich wirklich eine Ohrenhaube und diese Bälle die man den Trabern in die Ohren steckt kaufen...
was geht eigentlich in dir vor, wenn du merkst, dass es wieder windet? Es kann gut sein, dass ihr beide euch schon in einem kleinen Teufelskreis befindet, weil du auch schon direkt angespannt bist. Pferde merken jede kleine Änderung und reagieren darauf. Einmal falsch Luft angehalten und schon erwarten sie den nächsten Säbelzahntiger hinterm Busch. Wenn man über eine so lange Zeit mit dem Wind kämpft, braucht man schon wirklich viel Gelassenheit, um sich gar nichts anzumerken. Die Ohrenhauben wären vielleicht für den Übergang tatsächlich eine Idee. Ist sie auch ohne dich schon so aufgebracht bei Wind?
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Schwierige Pferde unter dem Sattel - Gedankenaustausch
23.10.2015 10:40 (zuletzt bearbeitet: 23.10.2015 10:47)
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. Und ich würde mich sehr über deinen Unterricht freuen das hat uns schon um Längen weitergebracht.
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. Ich muss ein bisschen aufpassen, dass er nicht anfängt, solche Überreaktionen als Arbeitsverweigerung zu nutzen 
